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Das Segel-Verhör nach blutiger Börsenwoche
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  • Das Segel-Verhör nach blutiger Börsenwoche

    Es scheint zu einem Muster zu werden. Jedes Mal, wenn ich Segeln fahre, bluten die Märkte. Ich hätte diese Ausgabe eigentlich ausfallen lassen. Aber die Panik und Ratlosigkeit ist angesichts der vielen Anfragen groß. Also ran an ein Q&A, auch wenn ich das teilweise vom Katamaran aus machen musste.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Bild Segeln.jpg Ansichten: 0 Größe: 103,8 KB ID: 11776

    War das der Flash Crash diese Woche, also der Boden?

    Ich weiß, relativ frische Anleger waren noch nie in einem richtigen Bärenmarkt (Daumenregel: sobald Indizes 20% abgegeben haben).

    Würde allen, die immer noch an Long-Trades festhalten ja gerne beruhigen, und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit sagen können: ja, sieht nach dem letzten Abschütteln der schwachen Hände aus.

    Aber ich war auch im Jahr 2000 dabei. Und 2008. Nur mal so als Beispiel hier in der Ellipse die Wochenkerze im S&P500 von Anfang Oktober 2008:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Chart SP.png Ansichten: 0 Größe: 540,0 KB ID: 11778

    -19,6% in nur fünf Tagen, bei sehr hohen Umsätzen. Danach wurde noch eine Weile Wunden geleckt, bevor es weitere -25% in die Tiefe ging.

    Also nein, massive Abverkäufe unter hohen Volumen sind nicht IMMER der Startschuss zum Trendwechsel. Aber die Wahrscheinlichkeit ist auf der Seite der Bullen.

    Hoffen und den Kopf in den Sand stecken ist aber trotzdem keine Option, was mich zur nächsten Leserfrage bringt.

    Mein Depot verblutet. Manche Werte haben sich halbiert, jetzt will ich auch nicht mehr verkaufen. Was kann ich tun?

    Heiligste Trading-Regel: schütze dein Kapital!

    Du hast dich deshalb in die Nesseln gesetzt, weil du keine Stopps verwendet hast offensichtlich. Lies mal Magier der Märkte oder ähnliche Interviews mit erfolgreichen Tradern. Die größte Übereinstimmung? Der "heilige Gral"?

    Halte deine Verlierer klein.

    Einen Verlust von -10% kannst du mit +11% wieder reinholen.

    Für einen Verlust von -50% brauchst du schon einen Verdoppler.

    Ich habe zu diesem Thema erst kürzlich folgenden Newsletter verfasst, inklusive einem nützlichen konkreten Stopp-Abstand:

    Stoppst du schon oder heulst du noch

    Mein anderer Rat lautet immer wieder: lerne auch von fallenden Kursen zu profitieren. Dieses Thema kommt auf meine To-Do Liste für eine der nächsten Ausgaben.

    Funktioniert Charttechnik eigentlich? Es geben doch die Fundamentaldaten sowohl der Unternehmen als auch makroökonomisch vor, ob es gut oder schlecht läuft?

    Hach, der gute alter Schw***vergleich zwischen Fundis und Techis. Hier werden leider oft undifferenziert verschiedene Zeitfenster und Anlagephilosophien vermischt.
    Aktuell etwa arbeite ich an einem neuen Setup mit einer Haltedauer von im Schnitt 0,54 Handelstagen. Was interessieren mich da Gewinn und Umsatz der Aktie? Ich weiß oft nicht einmal was das Unternehmen eigentlich macht.
    Als Charttechniker brauchen wir Momentum. Und Wahrscheinlichkeiten. Der Kurs einer Aktie spiegelt ja immer die künftigen Erwartungen in das Unternehmen wider, nicht den tatsächlichen Wert. Also auch nicht die aktuell gerade bekannten Fundamentaldaten.

    Die Kursentwicklung und das Volumen dazu helfen mir, die Wahrscheinlichkeit ein klein wenig in meine Richtung zu ziehen für kurzfristige Investments, die sich mit Momentum bewegen sollen.

    Wenn ich mir eine Rheinmetall oder eine Encavis in mein Langfristdepot hole, sieht das Ganze anders aus. Da setze ich auf grundlegende Trends, da muss auch die fundamentale Story stimmen.

    Nichts desto Trotz setze ich auch hier Stopps ein zum Kapitalschutz.

    Die Charttechnik verwenden viele auch langfristige, berühmte Investoren für das Timing ihres Ein- und Ausstiegs. So wie Mark Minervini beide Lager verbindet, in seinem großartigen Buch Handeln wie ein Market Wizard.

    Was ich sage musst du natürlich nicht für bare Münze nehmen. Ich trage mal ein paar Studien und Statistiken zusammen, es gibt genügend Material für mindestens einen weiteren Newsletter.


    Wie läuft Investui, holprig grad?

    Der April war in der Tat unschön. Zwar immer noch weniger Drawdown als etwa der Nasdaq. Aber die andere Richtung wäre natürlich angenehmer gewesen. Dafür konnte der Mai wieder knapp 10% Zuwachs verzeichnen.
    Und im Juni ging diese Tendenz bisher schön weiter, mit 5 Gewinnern aus 7 umgesetzten Signalen. Habe aktuell wieder eine positive Rendite im laufenden Jahr, das hat meinen Respekt.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Chart Investui.jpg Ansichten: 0 Größe: 58,6 KB ID: 11780

    Zur Info: Investui ist ein gemanagtes Anlageprodukt von WH SelfInvest. Dort werden vier Strategien umgesetzt, die auf statistischen Markteffekten beruhen. Kann man manuell nachhandeln, oder handeln lassen. Seit ich auf Letzteres umgestellt habe, läuft es deutlich besser.

    Der spannende neue Cowboy in der Stadt ist Freestoxx. Endlich wirklicher Gratishandel, und zwar an den Primärbörsen und nicht über Lang & Schwarz. Zwar nur mit US-Aktien erst einmal, und mir fehlen noch ein paar Features. Aber es sollte richtig groß werden. Werde über meine Erfahrungen damit noch ausführlicher berichten.

    Wie ist deine Tagesroutine?

    Zwischen 8 und 9 Uhr morgens brauche ich so 15 Minuten für das Screening meiner Watchlisten auf aktuelle Signale. Dann erfolgt die Orderaufgabe, und kurzer Check um 9 ob und wie diese ausgelöst wurden.
    Vor bzw. um 15:30 noch einmal das Gleiche für den US-Markt.
    Könnte man auch alles nach 17:30 bzw. nach 22 Uhr erledigen. Aber diese Zeit des Tages gehört in der Regel der Familie und dem Sport.

    Abgesehen von der Action um die Börseneröffnung herum ist alles entspannt, könnte den PC auch abdrehen. Aber ich tüftle nun mal außerordentlich gerne an bestehenden und neuen Setups und Strategien. Dazu kommen die Live-Calls und die Betreuung meines smarten Trading-Teams. Und mit einer Art Stiftung Warentest für die Trading-Branche liebäugle ich auch schon sehr lange. Da wird im Hintergrund auch schon fleißig gebastelt.

    Wie kann man auch mal abschalten, ohne ständig an Trading und offene Positionen denken zu müssen?

    Falls es um unruhigen Schlaf geht, weil du Sorge um deine Positionen hast, ist die Antwort einfach: deine Stückzahlen sind zu groß. Halbier sie, wenn es dir dann immer noch nicht besser geht halbier sie erneut.

    Oder du hast gegen deine Regeln verstoßen und sitzt immer größer werdende Verluste aus? Das Thema hatten wir weiter oben bereits.

    Davon abgesehen ist es doch schön, wenn sich deine Gedanken um Trading drehen. Dann hat dich die Leidenschaft voll gepackt. Und es ist auch viel Engagement und Gehirnschmalz notwendig, bis man seinen Edge gefunden hat. Und hast du diesen erstmal, also ein Setup mit positiver Gewinnerwartung, dann erledigen sich auch viele psychologische Baustellen.

    Danach sollte alles langsam zur Routine werden. Empfindest du allerdings ständigen Stress, und kommst nicht klar mit dem Druck, dann ist Trading wohl nicht das richtige für dich. Love it, leave it or change it.


    Kniebeugen oder Klimmzüge?
    Klimmzüge, ganz klar. Ist zwar eine Hassliebe. Aber meine Fußballerknie haben nicht so wirklich Spaß an Kniebeugen mit Extragewicht

    Wieviel Kapital benötigt man, um von Trading leben zu können?

    Kommt darauf an. Nämlich welche Performance du konsistent (!) schaffst. Wenn du also ein oder mehrere stabile Setups hast, und sagen wir mal 12 Monate lang stabil Erträge erwirtschaftest (auf einem echten Konto, nicht Demo...), dann kannst du langsam daran denken deinen Traum zu realisieren.

    Schaffst du 30% im Jahr, dann wären das bei einem Konto von 200.000 EUR brutto 60.000 EUR Profit. Vor Steuern. Davon kann man je nach Lebenssituation schon leben.

    Was aber immens wichtig ist, ist die Macht des Zinseszinseffekts. Auch wenn du "nur" 20.000 EUR zur Verfügung hast, kommt nach einigen Jahren eine richtige Lawine ins Rollen. Ständige Entnahmen sind da natürlich Gift.

    Daher ist es mir auch immer sehr wichtig gewesen, 1-2 weitere Einnahmequellen zu haben. Wie etwa als Autor für Godmode-Trader.de, oder als Gründer eines Brokervergleichs. Derzeit betreue ich ein kleines, tolles Team angehender Trader. Und an einer Art Stiftung Warentest für die Tradingbranche wird auch getüftelt.

    Zum einen weil mir diese Unternehmungen irrsinnig Spaß machen. Zum anderen weil es nicht immer einfach ist, seine laufenden Ausgaben vom Tradingkonto decken zu lassen. Das ist spätestens dann belastend, wenn du einen 3-monatigen Drawdown durchlebst.

    Daher rate ich auch immer dringend dazu, seinen ungeliebten Job nicht zu schnell an den Nagel zu hängen. Lass deinen Job für deine Tradingausbildung bezahlen! Die mehrere Monate bis Jahre dauern kann, bis du richtig gut darin bist. Je nachdem wie diszipliniert und strukturiert du bist, und in welchem Umfeld du dich bewegst.

    Was bereust du am meisten?

    Ich versuche eigentlich, gar nichts zu bereuen. Wir sind die Summe unserer Erfahrungen, sowohl der guten, als auch der schlechten.

    Aber natürlich, als Trader erinnert man sich an so manche Aktionen, auf die man gerne verzichtet hätte. Wie etwa Tesla Ende 2018 abzustoßen im Langfristdepot, um dann dem Anstieg von +2.000% hinterher sehen zu müssen. Passiert. Danke, dass du mich daran erinnerst, lieber Fragensteller.

    Im damaligen Unternehmen BrokerDeal haben mein großartiger Mitgründer Werner und ich auch so manchen Fehler gemacht. Ich sag nur: immer alles schwarz auf weiß festhalten. Aber Fehler sind dazu da um daraus zu lernen, um zu einer besseren Version zu werden. Gerade auch was Trading angeht.

    So, wir werden das beizeiten wiederholen, aber die Mail wird jetzt schon zu umfangreich.

    Ich wünsche dir eine smarte Tradingwoche,

    Michael
    Zuletzt geändert von Michael Hinterleitner; 21.06.2022, 16:36.
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