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Norman Welz – Warum Trading so schwer ist
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  • Norman Welz – Warum Trading so schwer ist

    Trading ist einfach

    Trading ist einfach: Man sucht sich ein Einstiegssignal mit einer guten Gewinnchance, die einen mehr verdienen lässt, als man verlieren könnte. Das Geldrisiko wird bewusst berechnet, eine Position gekauft, dann setzt man einen Stopp – und nun wird der Trade nur noch verwaltet, bis das Ziel erreicht ist, oder der Markt den Trade ausstoppt – fertig! Herzlichen Glückwunsch – Sie beschäftigen sich gerade mit einem der schwersten Berufe der Welt. Und ein überschaubares 500-Euro-Konto macht es nicht leichter, im Gegenteil! Was in der Theorie so einfach klingt, ist in der Praxis meist extrem schwer umzusetzen. Am Anfang des Tradings spielt man ein bisschen mit den Charts und versucht sein Glück. Dann merkt man, dass es irgendwie nicht so funktioniert, wie man sich das vorgestellt hat. Der Markt scheint immer genau das Gegenteil von dem zu machen, was man wollte: Setzt man auf steigenden Kurs – fällt der Kurs. Setzt man auf fallende Kurse, steigt er. Es folgt der Wunsch, herauszufinden, warum das so ist. Und nun beginnt eine Wissensspirale, die einen immer tiefer in die Materie Trading zieht. Bücher und Zeitschriften werden gelesen, im Internet wird gesurft, Blogs werden besucht und Webinare angesehen oder Seminare gebucht oder andere Trader imitiert. Wie funktioniert der hundertprozentig sichere Trade? Man will wissen, was das Geheimnis für den Trading-Erfolg ist. Plötzlich steht man vor einem Berg Informationen. Doch je mehr Wissen man sich aneignete desto kleiner wird das Handelskonto. »Verdammt! Da scheint doch etwas nicht zu stimmen!«, denkt man. »Ständig lerne ich an allen Ecken und Enden dazu, aber das bringt alles gar nichts!«

    Irgendwann bekommt der Trading-Anfänger das Gefühl, die Gesetze der Börse immer weniger zu verstehen. Jeder andere Trader scheint die Lösung schlechthin gefunden zu haben. Nur man selbst ist wohl der einzige Trottel in der Trading-Szene, der es nicht hinbekommt, profitabel zu werden. Wo doch ständig erfolgreiche Trader Interviews geben, wie toll es bei ihnen funktioniert mit dem Börsenhandel. Passend dazu veröffentlichen sie ihre erfolgreichen Beispiel-Trades – natürlich alles Treffer. Na, super! In dieser Gedankenspirale habe ich mich Jahre befunden. Bis ich wusste, dass ich von den klassischen Marktgesetzen überhaupt nichts verstand. Ich wusste nur eines: »Ich will Geld verdienen!«

    Der Fallstrick beim Trading

    Der Fallstrick beim Trading ist die Tatsache, dass es einfach aussieht, aber letztlich doch umfangreicher ist, als es auf den ersten Moment scheint. Man muss sich Fachwissen aneignen und genau selektieren, was man selbst davon für seinen Trading-Stil braucht: Technische Analyse, Markttechnik, Pivot-Punkte, Indikatoren, Oszillatoren etc.

    Es gibt unendlich viele Hilfsmittel beim Traden, doch man wird später vielleicht nur ein oder zwei davon benutzen, wenn überhaupt. Man kann es mit einem Puzzle vergleichen. Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein Puzzle zusammensetzen. In Ihrem Puzzlekasten befinden sich 55 Puzzleteile. Sie möchten aber nun gerne ein Motiv zusammenmontieren, welches Ihnen gefällt. Sozusagen eines, welches genau zu Ihnen passt. Nun müssen Sie erst mal sortieren. Welche Teile brauche ich? Diese Teile suchen Sie sich zusammen und am Ende werden Sie Ihr ganz persönliches Puzzlebild haben. Ihr Spiel kann losgehen!

    Innerhalb dieser Wissenssammlung bekommen Sie vermutlich schon ein Gefühl dafür, welches System profitabel sein könnte. Aber dieser Prozess dauert seine Zeit. Dann machen Sie sich auf die Suche nach Ihrem ganz eigenen Trading-System. Eines, das zu Ihren Persönlichkeitsanteilen passt. Und an der Stelle wird es interessant. Denn wahrscheinlich werden Sie ständig neue Systeme ausprobieren, weil Sie das Gefühl haben, das System passt nicht zu Ihnen, denn es gewinnt ja nicht ständig.
    Dies ist ein Auszug aus dem beliebten Handelsbuch von Norman Welz: „Tradingpsychologie – So denken und handeln die Profis“

    Das Buch ist im FinanzBuchVerlag erschienen.

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    Kann stimmen, muss aber nicht. Ein dauerhafter Test schafft Abhilfe! Aber irgendwann entscheiden Sie sich für ein profitables Handelssystem und konkretisieren es. Dabei werden Sie merken, dass Sie sich immer wieder davon abbringen lassen, Ihr System diszipliniert durchzuhandeln. Das hat seinen Grund: Während dieser Phase der Regelwerk-Findung und der sauberen Umsetzung Ihres Systems sind Sie am intensivsten mit Ihren psychischen Konflikten konfrontiert. Das ist der schwierigste Teil der Trading-Ausbildung.

    Dieser Aspekt macht Trading so schwer! Traden zu lernen bedeutet, einen Veränderungsprozess an sich zu durchleben. Denn Trading betrifft den ganzen Menschen und nicht nur das Trading-Handwerk allein! Das macht die Sache so anstrengend und mühevoll und den Lernprozess so langwierig. Die Widerstände, denen Sie in diesem Prozess begegnen, sind die stärksten, die Sie als Mensch erleben können. Sie nehmen es mit der Veränderung Ihres Hormonhaushaltes auf. So wie ein Drogensüchtiger vom Stoff loskommen will, so wollen Sie von alten Verhaltensweisen loskommen und sich neue aneignen. Das ist für Ihren Körper und Ihre Psyche eine enorme Herausforderung. Das ist auch ein Grund, weshalb die Persönlichkeitsveränderung so viel Zeit benötigt. Schließlich bringen wir uns als Mensch voll und ganz ins Traden ein – unsere Gedanken, unsere Lebenserfahrung und – unsere Veranlagung – und werden dabei ständig von den stärksten Gefühlen gesteuert, ohne erst einmal darauf viel Einfluss nehmen zu können.

    Ein Beispiel: Sie gehen täglich gedankenlos die Treppen hinunter. Sie putzen sich gedankenlos die Zähne und Sie fahren meist gedankenlos Auto oder Fahrrad. Versuchen Sie, diese Dinge augenblicklich nicht mehr zu können! Obwohl Sie das früher einmal nicht in Ihrem Leben konnten, geht es nicht. Der Grund ist, dass Sie es immer und immer wieder getan haben. Diese wiederholten Abläufe haben sich fest in Ihrem Gehirn verankert. Und so verhält es sich auch mit Gedanken und jeder Fähigkeit. Sie können nicht erfolgreich traden, wenn Sie Ihr Gehirn nicht in die mentalen Mechanismen für das Trading geschult haben. Ihr Gehirn muss das geeignete Denken und neue Handeln fürs Trading erst lernen. Aber wenn ich nicht ausreichend Disziplin oder Geduld mitbringe, dann kann ich sie auch nicht anwenden!

    Das Problem

    Das zentrale Problem beim Trading sind Gefühle – nämlich Ängste. Ängste, die wir schon seit vielen Hundertausenden von Jahren in uns tragen. Zwar hat der Mensch sich in zahlreichen Bereichen enorm weiterentwickelt. Sein genetisches Programm ist jedoch fast gleich geblieben. Denn die menschliche Genetik verändert sich in 10.000 Jahren nur um 0,1 Prozent. Das bedeutet, dass wir zum größten Teil mit den Anlagen unserer Vorfahren, den Neandertalern, vor der Trading-Plattform sitzen und arbeiten. Es ist natürlich ein Trugschluss, zu glauben, nur weil man ein scheinbar rational denkendes, modernes Wesen mit einem Handy in der Tasche ist, sei man deshalb auch in der Lage, seine selbstaktiven Ängste abzuschalten, um dann unproblematisch traden zu können, wie man es gerade möchte. Das geht ebenso wenig, wie hier und jetzt plötzlich keine Treppen mehr steigen zu wollen. Doch genau dieser Prozess ist es, der das Erlernen des Tradings so mühsam und langwierig macht. Denn Sie müssen zuerst einmal Ihr Gehirn auf die emotionalen Bedürfnisse, die das Trading erfordert, konditionieren. Doch ich kann Sie beruhigen – es geht! Menschen können ein Leben lang lernen. Aber das braucht Engagement, Wille, Zeit und die richtige Lerntechnik.

    Es wird kaum in ein paar Monaten zu schaffen sein. Aber überlegen Sie mal, wie lange Sie benötigen würden, um Chinesisch einwandfrei sprechen und schreiben zu können, sodass Sie sagen könnten: »Ich spreche und schreibe perfekt Chinesisch.« Bis Ihr Gehirn diese Sprache durch ständige Wiederholungen der Übungen derart vernetzt hat, dass Sie sie ständig abrufen können wird es seine Zeit brauchen. Und darum geht es: Profitables Trading-Verhalten so zu erlernen und stetig fehlerfrei zu wiederholen, bis ihr Gehirn dieses neue Wissen so verinnerlicht hat, dass es konstant abrufbar und verfügbar ist. So wie tägliches Zähneputzen oder Treppensteigen. In der Psychologie nennt man diese Fähigkeit »unbewusste Kompetenz«. Sie können etwas ausführen, ohne darüber nachdenken zu müssen, weil Ihr Unbewusstes Sie dabei unterstützt. Das zu erreichen erfordert Wille, Geduld und die Bereitschaft, auf die alten Handlungen zu verzichten.


    Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht,
    sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.


    - Lucius Annaeus Seneca
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